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25.04.2025

Zukunftsforum Medien: Wie lässt sich die ­Zukunft der Presse nachhaltig sichern?

17.03.2025
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Zukunftsforum Medien: Presse & Politik 2025- ppi Media
„Die Freiheit der Presse und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet.“ So beginnt Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes. Doch wie wird dieses Mandat von der Politik in die Praxis umgesetzt? Wie werden die Interessen von Verlagen in Fragen wie dem Urheberrecht oder dem AI Act vertreten? Welche Fördermaßnahmen könnten private Medienunternehmen unterstützen? Und welche Formate und Strategien helfen dabei, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln?
Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt eines neuen Veranstaltungsformats von ppi Media, das erstmals am 14. Januar in Kiel stattfand. Mit einer hochkarätigen Diskussionsrunde und über 60 Teilnehmenden wurde intensiv diskutiert. Im Panel saßen Valdo Lehari jr, unter anderem Vizepräsident des Verlegerverbands ENPA, Stefan Hilscher, Vorstandsvorsitzender des BDZV, Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei und Minister für Digitalisierung und Medienpolitik des Landes Schleswig-Holstein, David Koopmann, Vorstand der Bremer Tageszeitungen AG und Prof. Dr. Wilhelm Knelangen Politikwissenschaftler an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Moderiert wurde das rund zweistündige Event von Dr. Hauke Berndt, Geschäftsführer von ppi Media. Valdo Lehari Jr., Verleger und Branchenvertreter in Brüssel, forderte entschlossenes Handeln der Politik in Berlin und Brüssel. Er kritisierte die unzureichenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und plädierte für gezielte Unterstützungsmaßnahmen. Stefan Hilscher, betonte die besondere Rolle der freien Presse als Grundpfeiler der Demokratie und deren besonderen Schutz durch Artikel 5 des Grundgesetzes. Er argumentierte, dass die Unterstützung der Presse im Kern eine Förderung der Demokratie sei und daher bei staatlichen Förderentscheidungen Priorität haben müsse. Hilscher wies auf steuerliche Ungleichgewichte hin und forderte, dass Plattformen wie Google und Facebook in Deutschland stärker besteuert werden, ähnlich wie in Frankreich und Österreich. Darüber hinaus sprach er über Maßnahmen wie Medientraining, eine mögliche Abschaffung der Mehrwertsteuer für Medienprodukte und kostenfreie E-Paper-Abonnements für staatliche Angestellte im ersten Ausbildungsjahr vor.
Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei Schleswig-Holstein, unterstrich die Bedeutung einer vielfältigen Medienlandschaft und eines starken Lokaljournalismus, um Demokratie zu stärken und allen Altersgruppen unabhängige, hochwertige Beiträge zur Meinungsbildung zu ermöglichen. Angesichts der Dominanz großer Plattformen wie Google und Facebook, die rund 70 Prozent der 14- bis 29-Jährigen als Informationsquelle nutzen, und dem Abfluss fast der Hälfte aller Werbebudgets zu diesen Plattformen, seien diese Ziele besonders wichtig. Schrödter hob die enormen Herausforderungen bei der Monetarisierung von hochwertigem lokalem und regionalem Content hervor und betonte, dass ohne Innovation und Unterstützung bestehende Geschäftsmodelle vor existenziellen Bedrohungen stünden.
David Koopmann, Vorstandsmitglied der Bremer Tageszeitungen AG, lenkte die Aufmerksamkeit auf das Wettbewerbsungleichgewicht zwischen öffentlich-rechtlichen Sendern und privaten Medienunternehmen. Er merkte an, dass öffentlich-rechtliche Sender
zunehmend textbasierte Inhalte auf digitalen Plattformen produzieren, die in Konkurrenz zu lokalen Verlagen stehen. Aus akademischer Sicht beleuchtete Prof. Wilhelm Knelangen von der Universität Kiel den Trend, dass Politiker verstärkt auf eigene Kommunikationskanäle zurückgreifen, anstatt auf unabhängige Medien zu setzen.
Nach einer rund zweistündigen Diskussion mit zahlreichen Publikumsfragen ließen die Anwesenden den Abend bei weiteren Gesprächen im Kaisersaal ausklingen. Das Zukunftsforum Medien hat gezeigt, wie produktiv der Austausch zwischen Politik, Wissenschaft und Medienbranche sein kann, um Lösungen und Perspektiven für die Herausforderungen der Presse und Verlagsbranche zu finden.

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